Adriano Celentano feiert seinen 70. Geburtstag.
Von Altersweisheit ist bei diesem Mann nach wie vor wenig zu spüren: Noch immer klopft Adriano Celentano im Fernsehen Sprüche, wettert gegen Atomkraft und unfähige Politiker.
Sein Riesenhit "Azzurro", der seit fast 40 Jahren die Diskotheken der Welt erbeben lässt, wurde gerade zum beliebtesten Italo-Song aller Zeiten außerhalb des Landes gekürt, während er in Italien selbst soeben sein 56. Album ("Dormi amore, la situazione non e buona") auf den Markt brachte.
Und das war wohl noch längst nicht alles - denn dass Celentano, der zum Klamauk neigende Komödiant mit der Reibeisenstimme, seinen 70. Geburtstag feiert, merkt man höchstens am schon reichlich schütteren Haupthaar.
Der Norditaliener machte mit lässigem Gang, flapsiger Wortwahl und Talent (auch zur Selbstdarstellung) Karriere. Seine Frau Claudia Mori nennt ihn gern einen "ziemlichen Dickschädel"; die Sängerin muss es wissen, bildet sie doch seit Jahrzehnten mit diesem "König der Ignoranten" (ein CD-Titel Celentanos) ein sehr hübsches Paar.
Wenn der Sänger mit dem netten Lächeln und der rauen Stimme einmal wieder eine TV-Show hat - zuletzt war das 2005 "RockPolitik" bei RAI -, schalten in Italien noch immer 15 Millionen ein. Seine Hits wie "Una festa sui prati" und "Ventiquattromilla baci" sind ohnehin unvergessen.
Den schmeichelhaften Vergleich, "Italiens Antwort auf Elvis Presley" zu sein, holte sich Celentano schon am Anfang seiner Karriere: 1957 sang er beim Primo Festival del Rock and Roll Italiano in Mailand vor und brachte den Saal zum Beben.
Seitdem ist er nicht zu bremsen - kaum ein Jahr vergeht ohne neue Musik der altbewährten Stimme. Seine Gattin und Gesangskollegin beteuerte unterdessen, "weder mit einem Mythos noch mit einem Genie" das Bett zu teilen. Er bringe sie aber immer noch zum Lachen.
Im Slapstick war Celentano immer gut. Dabei begann seine Leinwandkarriere 1959 eigentlich seriös: mit einem kurzen Auftritt in Federico Fellinis "La dolce vita". Dann folgten die große Erfolge in dem Bereich, in dem er sich am wohlsten fühlte: Klamauk, manchmal mit politischem Unterton.
"Der gezähmte Widerspenstige" mit Ornella Muti, "Ein seltsamer Typ", "Der große Bluff" und "Gib dem Affen Zucker" wurden Kinoschlager, auch wenn die meisten Kritiker dabei die Augenbrauen hochzogen.
Kenner der italienischen Musikszene schwören darauf, dass Celentanos Herkunft aus armen Verhältnissen erheblich zu seiner Popularität beigetragen hat. Nach nur fünf Jahren schmiss er die Schule, jobbte als Scherenschleifer, begann eine Uhrmacherlehre und gab sie wieder auf. Er schlug sich als Komiker und Imitator durch.
Dann lief die Musik- und Filmkarriere an. Seine lockere und einnehmende Art sollte sich später auch im Fernsehen auszahlen - und seine flotten Sprüche: "Ich bin sympathisch, und wer sympathisch ist, wirkt schöner."
Ende der 80er sorgte Celentano als Moderator der TV-Sendung "Fantastico" wegen seiner hohen Gage und politischen Äußerungen für Schlagzeilen. "Ich könnte fünf Millionen Wählerstimmen verschieben", gab er einmal an. Zuletzt machte er 2005 im Fernsehen Wirbel: Er warf dem damaligen Regierungschef Silvio Berlusconi im Staatsfernsehen vor, massivst die Pressefreiheit zu verletzen.