Radsport

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    • Ich muss sagen, dass mir alle drei Straßenrennen ziemlich gut gefallen haben. Sonst habe ich schon die U23 Rennen bevorzugt, aber der Kurs hat da schon dafür gesorgt, dass es überall recht heftig zur Sache ging. Die Kolumbianer waren am Samstag der Hammer. Gerade wie Henao da teilweise einfach so die Löcher dicht gemacht hat. Aber auch Betancourt, Atapuma und Sarmiento fantastisch. Nur halt zu unklug.
      Trotzdem hat mit Sicard ganz klar der stärkste U23 Fahrer der Saison endlich mal die Weltmeisterschaft gewonnen. Bei der Subida al Naranco schon im Frühjahr die ganzen Spanier versenkt, Dritter bei der Haut-Anjou, Etappensieg bei der Isard am Plateau de Beille. Dazu Avenir und die Weltmeisterschaft. Große Klasse.

      Am Sonntag war es schon in Ordnung, vorallem weil sich Evans, dass man ohne Ende verdient hat. Er hat die taktische Situation perfekt erkannt. Die Spanier haben mit drei Mann dann Cunego und Fäbu markiert und Evans ging los.
    • Das brutale Leben eines Radprofis

      Wenn ein grinsender Kasache mit einer Wodkaflasche in der Hand anrauscht, dann ist höchste Gefahr in Verzug. Alexander Winokurow, einer der Superstars im Profiradsport, macht keine Gefangenen. Jeder Neuling muss einen Viertelliter Wodka vernichten, sagt er. Bernhard Kohl ist einer der Neuen, frisch bei T-Mobile angelangt. "Winokurow war für uns ein Held, ein Vorbild. Da sagst du nicht Nein", erinnert sich der Österreicher, der später, im Jahr 2008, durch seine Erfolge bei der Tour-de-France und einem Dopingskandal berühmt wurde. Bernhard Kohl weiß noch, wie er nach dem Wodka-Zuspruch über der Reling des Ausflugsschiffes hing, um seinen Magen zu entleeren. Das war im November 2004, in Amsterdam. Die Teampräsentation von T-Mobile. "Nach dieser Aufnahmsprüfung war ich als vollwertiges Mitglied akzeptiert." Auch das gehört zum Radsport. Eines ist aber er immer. Extrem.

      T-Mobile. Ein Name im Radsport wie Real Madrid im Fußball, wenn auch nicht ganz so klingend, wenn er gesprochen wird. Als den Rabobankfahrer Bernhard Kohl der Lockruf der Magentafarbenen ereilte, war dies unwiderstehlich wie das Augenzwinkern einer Schönheit, die unerreichbar schien und plötzlich zum Greifen nahe ist. In einem Team mit Ullrich, mit Klöden, Winokurow. "Und ich war plötzlich mittendrin." Mitten unter den Edelsten unter den Pedalrittern. "Für mich war das alles wie eine Wunderwelt. Wir bekamen Maßanzüge, alles war individuell präpariert."

      Brutalität, gehüllt in Seide. Der Alltag des Radprofis? Trainieren, schlafen, wettkämpfen. Am Anfang im Dienste der Mannschaft. Alles für den Kapitän. Vuelta 2005. Oscar Sevilla, Kapitän, stürzt. "Bis ein Ersatzfahrrad da gewesen wäre, hätte er zu viel Zeit verloren. Ich habe Sevilla mein Rad überlassen. Meine Chancen im Klassement waren dahin, aber ich habe eine wichtige Aufgabe erfüllt." Treuer Diener seines Herrn, bis der Diener selbst zum Herrn wird. Harte Dienste waren gefordert. Mitunter unter schlimmsten Bedingungen. Erneut gerät die Spanienrundfahrt in den Sinn. Man zählte 51 Grad.

      "Ich war zuständig fürs Flaschenholen", erinnert sich Bernhard Kohl. "An einem Tag hatten wir viel zu wenig. Also musste ich nach hinten fahren, um die ausgetrunkenen Flaschen zu holen, dann die aufgefüllten wieder nach vorn bringen. Eines ist klar: Ohne all die Wasserträger hätte selbst ein Lance Armstrong niemals auch nur eine einzige Tour gewonnen."

      Oft mussten die Profis in schäbigen Hotels ohne Klimaanlage absteigen. Nicht die beste Art zu regenerieren.

      Extreme Temperaturen machen aus Gipfelstürmern Höllenreiter. Schlimmer noch als die Hitze aber ist es am anderen Ende der Skala.

      Belgien 2006. Eintagesrennen. Schneefall und Regen. 200 Kilometer zu fahren, bei drei Grad. Gefühlte minus 15. Finger und Zehen spürt der Fahrer längst nicht mehr. Schaltprobleme. Die Gischt der Vordermänner im Gesicht. "Da fragst du dich, warum machst du diese Scheiße eigentlich? Später, wenn du es geschafft hast, in der Badewanne liegst, dann ist alles vergessen. Zum Glück behält der Mensch die guten Dinge leichter als die schlechten, sonst gäbe es keine Radfahrer mehr."

      2007, wieder am Gefrierpunkt. Diesmal in Italien. Tireno Adriatico. Sechs Grad im Tal, Schneefall am Berg. "Die Mechaniker haben gesagt, ihr könnt da nicht fahren. Niemals. Einige Fahrer streikten, einige wollten fahren. Am Ende sind wir alle gefahren, unter schwersten Qualen. Die Streikenden wären sonst ausgeschlossen gewesen." Wer hier weiterkommen will, der muss sich arrangieren. Auch mit dem Schmerz.

      Vor allem, wenn man einer wie Kohl ist, ein begnadeter Sturzpilot. Er gewann schon als Junior interne Wettbewerbe für die meisten Stürze im Jahr (dafür wurde die "goldene Banane" überreicht). Den schlimmsten fabrizierte er bei der Vuelta 2006. Raserei die Serpentinen hinab, Abflug über die Leitplanken. Absturz, zehn Meter tief. "Ich konnte mich nicht bewegen, dachte, ich wäre gelähmt." Zum Glück waren es nur schwere Prellungen, keine Wirbelbrüche. Die Rundfahrt (Bernhard Kohl war zu diesem Zeitpunkt Achter) war freilich zu Ende.

      Auch vermeintliche Kleinigkeiten können den Radler außer Tritt bringen. Ein eingeklemmter Nerv etwa (der Teamarzt traf mit der Nadel in Kohls Rücken zum Glück punktgenau), oder Abszesse am Hintern (die oft vom Sportler eigenhändig aufgestochen werden).

      Sind die Höhenflüge erledigt, dann sind Abstürze gefragt. Wenn die Last wegfällt, die Saisonhöhepunkte vorüber sind, lässt sich der eine oder andere gerne mal fallen.

      Nach der Deutschlandtour 2007 (die folgt nach der Tour de France) ließ es der Niederösterreicher, der sonst defensiv mit Alkohol umzugehen pflegt, mit dem Schweizer Teamkollegen Markus Zberg, ordentlich krachen. Eine Flasche Wein vor dem Abendessen an der Hotelbar - eine höchst erfolgreiche Etappe. Beim Dinner geht es fröhlich weiter. Die Zunge wird locker.

      "Vor uns war der CSC-Tisch mit dem Sieger der Deutschlandtour, Jens Voigt. Damals ging das Gerücht um, es gäbe ein neues Wundermittel namens PFC. In meiner Berauschung rief ich dem Deutschen hinüber: 'Gell Jens, das sollte nicht CSC, sondern PFC heißen.'" Das Gelächter am CSC-Tisch hielt sich in Grenzen.

      Für Bernhard Kohl war immer der Spaß ein wesentlicher Faktor.

      Egal ob beim Training oder beim Rennen. "Sonst hätte das alles keinen Sinn ergeben." Auch aus dem Geldmangel zu Beginn der Karriere konnte der spätere Bergkönig seinen Nutzen ziehen. Essen gehen war nicht drin, also mutierte Kohl zum Koch, der er heute noch ist. Zusätzlicher Vorteil: "Das Kochen ist ideal zum Abschalten, eine Art Meditation."

      Auch die dreiwöchige Urlaubspause wusste er zu nutzen. Entspannen. Essen. Alles was Gott dem Radler verboten hat. Fettes, Frittiertes, Süßes. Bernhard erreichte leicht 70 Kilo im Winter. Sein ideales Kampfgewicht betrug 58 Kilo (bei 1,73 Meter). Verbotene Früchte, an die sich der Sportler freilich nicht gewöhnen darf. Im Gegensatz zu Dopingmitteln sind die nämlich eher hemmend.

      Die Notbremse gilt es zu ziehen, bevor es zu schwer wird. "Immer wenn ich 70 Kilo hatte, habe ich gewusst, jetzt muss ich den Schalter umlegen und mich auf den seriösen Ernährungsplan umstellen." Die Ernährung ist ein wesentlicher Punkt. "Doch gibt es insgesamt 50 Punkte, die für den großen Erfolg passen müssen."

      Zu Beginn der Karriere war Bernhard Kohl ein Unentwegter wider Willen. Er war als sogenannter Springer stets auf Abruf. Kam ein Anruf, ging es fort. Einsatz in Doha, in Kalifornien. Wo auch immer T-Mobile wollte. "Da war gezieltes Doping mit beispielsweise Epo nicht möglich."

      Erst später, als sich der kleine Österreicher im großen Geschäft etablieren konnte, als er Kapitän wurde, konnte er wirklich professionell arbeiten.
      Auch im verbotenen Bereich.


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      Doch noch ein paar sympthische Trinkgeschichten. Dachte die gehören der Vergangenheit an. :D