Meine ewige Stadt

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    • Meine ewige Stadt

      Walter Veltroni, italienischer Politiker und Journalist, spricht
      über seine Liebe zu Rom. Ein Protokoll von Ulf Lippitz

      Wenn ich einem Besucher Rom zeigen möchte, das schönste Panorama der Stadt, dann gehe ich mit ihm zum Pincio. Das ist ein Hügel am südlichen Ende der Villa Borghese. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über die Piazza del Popolo und den Tiber bis hin zum Vatikan. Ich bin nicht weit weg von dem Park der Villa Borghese aufgewachsen, an der Piazza Fiume, noch heute wohne ich im selben Viertel. Wenn ich Zeit für mich haben will, um über Ideen nachzudenken, gehe ich in dem Park spazieren, die Pferderennbahn entlang, hinüber zum kleinen See mit den Leihbooten und komme irgendwann auch am Pincio vorbei.

      Vom Hügel sieht man die Piazza Fiume nicht, sie liegt auf der anderen Seite des Parks. In unserer Wohnung, in der ich mit meiner Mutter und meinem Bruder damals lebte, mein Vater war bereits gestorben, begann meine zaghafte Heranbildung zum politischen Menschen. Ich erinnere mich genau an meine erste Begegnung mit der politischen Welt. Es war der 22. November 1963, ich war acht Jahre alt, spielte im Flur mit dem Ball, als aus dem Radio die Nachricht kam, dass John F. Kennedy ermordet worden war. Ich weiß noch bis heute, wie mich das bewegte.

      Warum? Selbst mit acht Jahren nahm ich wahr, dass man in Rom gut lebte und die Menschen 18 Jahre nach dem Krieg keine Angst mehr hatten, in den Himmel zu schauen. Sie fürchteten sich nicht mehr vor Bomben. Das Fernsehen kam in die Wohnzimmer, die Beatles sangen aus dem Radio, Kennedy sprach von Hoffnung – es war, als würde sich die Welt mit einem Mal öffnen, als würden die Menschen näher zusammenrücken. Als Kennedy starb, gab es das Gefühl, diese Ära des Hoffens sei vorüber, die Zeit der Unschuld nach dem Zweiten Weltkrieg ginge zu Ende. [...]


      zeit.de/reisen/2010-04/veltronis-rom

      Ist ganz lesenswert.